Mittwoch, 30. Juli 2008

Der ganz besondere Pilger

Astorga ist eine der Staedte, in denen der "Jakobsweg", wie er im Deutschen genannt wird, in das Stadtbild eingepflastert wurde. Als blaue Wegmarkierung koennen Pilger ihn hier ganz bequem finden. Anderswo sind alle 100/200 Meter kleine Muscheln in den Weg gepflastert, so dass man immer weiss, wo man sich befindet. Dass der "Jakobsweg" eigentlich "Camino de Santiago" heisst, koennt ihr hier nachlesen.

Und eigentlich sind wir ja auch Pilger. Allerdings gehoeren wir zu einer besonderen Art Pilger.

Es haben sich bei unseren Nachforschungen mehrere Sorten Pilger herauskristallisiert:
1. Der Nachwuchs-Pilger
Ziemlich jung (etwa 25-35 Jahre) und auf der Suche nach Gott. Komplett ausgestattet mit allem, was die moderne Pilgerausruestung hergibt. Hightech-Flasche, adidas-Rucksack und Thermo-Decke.
2. Der Hardcore-Pilger
Etwas aelter (50-70 Jahre) und sieht so aus, als waere er den Weg schon 10mal gegangen. Waden wie aus Stahl und braun gebrannt. Dabei kommt es ihm nicht mehr auf die Begegnung mit Gott an, sondern darauf, dass er es noch "drauf hat".
3. Die Familien-Pilger:
Mama mit Kindern oder Mama, Tante, Nichte. Eine davon sieht so aus, als haette sie diese Reise nicht freiwillig angetreten. Hangt deshalb auch immer mindestens 10 Meter zurueck.
4. Motorrad/Fahrrad-Pilger
Sind etwas bequem und reisen den schweren Weg gerne per Motorrad/Fahrrad. Kurz vor Ankunft in einem Ort steigen sie ab und tun so, als waeren sie gerade 50 km zu Fuss unterwegs gewesen. (Nenne die Fahrrad-Pilger auch gerne "Lance Armstrong"-Pilger. Nein! Nicht, weil sie gedopt sind! Wegen der Fahrraeder halt)



Hier gibt es wichtige Stationen fuer Pilger:
Laeden, in denen man die notwendigen Sachen kaufen kann (frische Unterwaesche, Deo, Wanderschuhe)
Kirchen und Museen (deshalb pilgert man ja)
Herbergen: Hier kann man umsonst naechtigen. Ganz wichtig: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Ab ca 17.00 Uhr sind alle Betten besetzt. Ab dann heisst es entweder im Freien uebernachten oder ein Hotel nehmen (natuerlich nur, wenn Gott gerade nicht zuschaut)

Montag, 28. Juli 2008

Die Rolle von Mann und Frau

Ich habe eine Theorie: Alle Muetter auf der ganzen Welt sind gleich..nur unterschiedlich laut.
Gestern waren wir essen.
Hinter diesem unscheinbaren Satz mit Subjekt, Praedikat und adverbialer Bestimmung der Zeit verbirgt sich eine komplette Geschichte. Wir waren zum Essen eingeladen bei Verwandten meiner Freundin. Ein Essen in Spanien besteht (wie wir bereits berichtet haben) aus Vorspeise, Hauptgericht und Nachtisch. Gestern wurden wir eines Besseren belehrt.
Es kann ohne weiteres auch aus Vorspeise (bspw. Salat), Vorvorspeise (bspw. Bohneneintopf), Hauptgericht (Schnitzel mit Kartoffeln), 2. Hauptgericht (Paella mit Fleisch), Nachspeise (Schokoladen-Kaese-Kuchen), 2. Nachspeise (Obstsalat) und Postre (Kaffee) bestehen.
Es gibt allerdings auch Gelegenheiten, in denen das noch getoppt wird.
Abends sollte es ein grosses Fest geben (St. Johannis-Nacht). Soweit sind wir nicht gekommen. Wir wurden abgepasst von Verwandten von Verwandten von Verwandten von Anita (hat sie selber noch nie gesehen) und zum (na?) Essen eingeladen.
Familie aus dem ganzen Land kam vorbei, um sich zu treffen und zu feiern. Und wir wurden mitten hineingezogen. So eine Freundlichkeit ist man aus Deutschland gar nicht gewohnt ("Das sind Verwandte von Miguel!"), schon nach wenigen Minuten war man Teil der Familie. Zu Essen gab es ..einiges (Platz reicht nicht, denkt euch selber alles aus, was ihr an spanischem Essen kennt und schlagt den Rest einfach nach).
Alle waren erstaunt, dass wir nicht so viel essen konnten. (Keiner lacht jetzt!)
Gegen Mitternacht war auch der letzte Kuchen gegessen, der letzte Wein getrunken und die letzte Zigarette geraucht. Nun sollte es doch eigentlich zum Fest gehen, oder? Nein, das Fest war nur ein Vorwand, sich zu treffen, zu quatschen und... zu essen. Wir haben es natuerlich dann nicht mehr zum Fest geschafft, weil wir so voll gefuttert waren, dass wir ins Bett mussten.
Die Spanier glauben nun:
1. Dass Deutsche nichts vertragen (Keinen Alkohol und kein gutes Essen)
2. Dass sie nur Pferde essen (Sorry, ich wollte das mit dem Sauerbraten wirklich nicht sagen!)
3. Alle deutschen Maenner groesser als 1,90 m sind. (Gruss an Marc)
Davon abgesehen haben wir traumhaft schoene Landschaften gesehen, ungewoehnliche Tiere (Kuehe, Schweine, Pferde und Huehner). Die Luft hier oben ist so gut, dass alle Menschen ewig alt werden. Oma ist fast 90, Opa 99, der aelteste von ihnen 103(!). Das sagt schon einiges, oder?
Heute sind wir in Astorga angekommen, etwa 200 km im Landesinneren. Das Hotel ist ein Traum.Hier hat auch schon die Prinzessin Elena von Spanien genaechtigt. Hohe Decken, viel Stuck, ein altes Herrenhaus aus dem Jahre 1790, wie gemalt. Waere da nicht der Flachbildschirm, man koennte meinen, man waere in einem alten Film gelandet.
Wenn wir aus dem Fenster schauen, sehen wir uebrigens den Palast von Gaudi und die Kathedrale von Astorga.Unglaubliche Gebaeude, Fotos gibt es, wenn wir zurueck sind.
Morgen geht es ein wenig durchs Land, jetzt muessen wir erst einmal den Spaniern die Daumen druecken, dass die Italiener nicht ihren besten Tag erwischt haben.
Was das jetzt alles mit der angekuendigten Rolle von Mann und Frau zu tun hat?
Keine Ahnung, fiel mir gerade nichts zu ein. :-)

Freitag, 25. Juli 2008

Estamos aqui IV

....en Cangas del Narcea.


Hier haben wir Miguel-Angel getroffen, einen Cousin meiner Freundin, bei dem wir uebernachten duerfen.

Mein heutiges Thema ist etwas weniger lustig:
Was einem schon nach wenigen Tagen auffaellt, sind die vielen Behinderten hier in Nordspanien.Immer wieder sieht man auf den Strassen Menschen, die seltsam gehen oder sich ungewoehnlich verhalten. Der eine oder andere wuerde jetzt vielleicht sagen, dass es an der hiesigen Krankenversorgung liegt.Die Wahrheit liegt meiner Meinung nach mal wieder ganz wo anders.
Der Unterscheid zu Deutschland ist, dass man die Behinderten (Martin moege mich jetzt berichtigen) hier tatsaechlich sieht. Waehrend sie in Deutschland regelgerecht vor der Oeffentlichkeit verborgen werden, duerfen sie hier ein menschenwuerdiges Leben leben. Hier wird auch nicht ueber sie gelacht, sondern mit ihnen.Ich glaube, dass wir in Deutschland immer noch nicht gelernt haben, mit Menschen umzugehen, die anders sind als wir. Hier sind sie wirklich noch Teil der Familie, um die man sich kuemmert. In Deutschland dagegen werden sie gerne einmal "weggesperrt", aus unterschiedlichsten Gruenden.

Wir koennen in dieser Hinsicht von Spanien einiges lernen:
Jeder(!) Bahnhof ist behindertengerecht. ueberall gibt es Rampen, die Bildschirme sind einfach zu verstehen (auch fuer aeltere Menschen) und die Hilfsbereitschaft ist einfach eine ganz andere als bei uns. Von Miguel-Angel habe wir gehoert, dass es hier auch Personen gibt, die sich "Zuhause" um Behinderte kuemmern. (Aehnlich unserer MSHDs (nachzuschlagen unter Abkuerzung.de))

Wer es geschafft hat, bis hierhin zu lesen (Ich weiss, das Thema ist fuer viele nicht einfach), nun die lustigen Erlebnisse des gestrigen Tages:

Wir haben es geschafft, etwa 1.042 Kurven bis nach Cangas zu bewaeltigen. Selbst das Navi hat mittlerweile einen Drehwurm. Waehrend sich hinter uns eine Karawane von etwa 15 Autos stapelte ("Fahr schneller, Tourist"), drehten wir munter mit 70 (bei erlaubten 90) unsere Runden. Knapp 15 km fuhren wir hinter einem Schwertransport hinterher, ueberholen gestaltet sich mit 55 PS eher schwierig. (Ein Grund, warum hier alle hochmotorisierte Autos fahren. Das hat nichts mit Angeberei zu tun)


Zwei Traumstraende haben wir gesehen, zwei Sonnenbraende erwischt und 3x das Ticket fuer den Parkplatz nachgeloest. (Ja, auch hier gibt es Halteverbote! Und wenn man genau(!) vor der Polizeiwache haelt, sollte man wenigstens ein Ticket haben. Dafuer bricht aber auch niemand den Kofferrraum auf, in dem gut sichtbar unsere zwei RIESEN-Koffer liegen)
Heute besuchen wir Verwandte auf einem Bauernhof, deshalb haben wir Sachen eingepackt, die dreckig werden koennen. (Lacoste-Hemd, Bennetton-Hose. Sch....Materialisten!)

Donnerstag, 24. Juli 2008

Estamos aqui III

Strassenverkehr ist so eine Sache.
In Spanien wird alles geregelt: Ampeln, Zebrastreifen, Geschwindigkeitsbeschraenkungen etc.
1. Hier gibt es Ampeln mit kleinen rennenden Maenchen. Ueber ihnen wird die Zeit angezeigt, die man noch zu warten hat, oder die, in der man die Strasse ueberquert haben sollte. Beim Countdown 7 Sekunden faengt das Maennchen hektisch an zu rennen. Dann weiss auch Oma "Jetzt wird es aber Zeit".
Eigentlich beachtet aber niemand die Ampeln. Wenn man bei rot stehen bleibt, wissen die Einheimischen "Ah, ein Tourist".



2. Auf Autobahnen herrscht Maximalgeschwindigkeit 120 km/h. Offiziell.
Als Deutscher, der es nicht besser kennt, ist man immer mit ca. 130 unterwegs. Und damit auch immer der Schnellste. (Ob die anderen etwas wissen, von dem man selber keine Ahnung hat?)
Wenn man schneller als 120 faehrt, reagieren automatisch Signalanlagen und melden "Sie sind zu schnell, Maessigen Sie sich". (Was man als guter Deutscher dann auch tut....fuer etwa 100 Meter)
3. Innerhalb von Ortschaften gibt es Ampeln, die automatisch rot werden, wenn man schneller als 50 km/h faehrt. Das funktioniert tatsaechlich! Der doofe Deutsche bleibt dann davor stehen und muss warten (Der Rest hinter einem wird schnell hektisch und erkennt "Ah, ein Idiot") Drum herum gibt es uebrigens nichts, keinen Fussgaengerueberweg, keine Strasse. Warum man dort trotzdem wartet?...Keine Ahnung, aber Regeln befolgen konnten wir Deutschen schon immer gut.
Zum Schluss noch einmal zum Essen.
Heute gab es ein "Menu del dia" fuer 12 Euro. Darin enthalten: Salat, Eintopf mit Bohnen, Fisch oder Fleisch als Hauptgericht und als Nachtisch Tiramisu. Dazu natuerlich Wasser, Brot und Wein. Und wer bisher gedacht hat, die Spanier trinken immer nur Wein und davon eine ganze Menge....die einzigen, die die ganze Flasche (jawoll, einen Liter!) ausgetrunken haben, waren die ....na?....Touristen.

Ach so, wir waren natuerlich heute am Strand, weil super Wetter und so. Leider konnten wir ihn nur etwa 2 Stunden geniessen, danach war er naemlich weg. (Der Strand) Ebbe, Flut. Wir sind hier am Atlantik!!!

Wir sind uebrigens heute in Gijon, einer groesseren Stadt im Nordwesten. Morgen geht es zu den Verwandten nach Cangas del Narcea.Meine Freundin erzaehlte schon: "Miguel-Angel sagt, es gibt viele Beeren in Cangas." Ich: "Oh, lecker!" Sie: "Nein, mit "Ä" "BÄREN!" Ich: "Oh!"

Samstag, 19. Juli 2008

Estamos aqui II

...en cangas de Onis.

Manchmal koennte man fast vergessen, in Spanien zu sein.
Einmal sieht die Landschaft aus wie in Bayern, mit Holzhaeusern mit Spitzdach, ein anderes Mal denkt man, Herrenhaeuser aus dem Sueden der Vereinigten Staaten zu erblicken.
Die Fluesse sehen aus wie in Kanada (so wie man sich Kanada halt vorstellt), die Berge und Klippen wie in Irland/Schottland.
Wirklich einiges, was man hier geboten bekommt....



Zurueck zum Wichtigsten, dem Essen.
Hier wird immer(!) im Sitzen gegessen. 3-Gang-Menu mit Vorspeise (z.B. Linseneintopf oder Salat), Hauptspeise (Schweine-Kotelett mit Pommes und Paprika aus dem Ofen) und Dessert (Kaesekuchen mit Philadelphia und Erdbeermarmelade).

McDonalds haben wir abgeschworen, warum auch nicht?
Unser Fastfood sind Pinchos, von denen wir ja bereits erzaehlt haben.

Wenn ihr mal gedacht habt, ihr seid am A... der Welt....ihr wart nicht mal nahe dran.
Unser Hotel befindet sich soweit ausserhalb.....das Navi musste selber nach dem Weg fragen.
Es liegt in einem Tal, umgeben von Bergen, mit wunderbarer Aussicht, gruenen Wiesen und Bauernhoefen (Kuehe schubsen!).
Wir sind uebrigens die einzigen Gaeste dort, fuer uns hat die Hausherrin extra das Warmwasser angestellt.



Heute sind wir in Cangas de Onis und gleich in Covadonga, der heiligsten Staette von Asturien.
Hier wurden 722 die Mauren besiegt.
Das Wetter ist uebrigens fantastisch, keine Wolke am Himmel und etwa 25 Grad. (Geht doch!)

Soviel fuer heute, morgen (falls wir wieder ein Locutorio/Internetcafe finden) erzaehlen wir etwas ueber laufende Ampelmaennchen und mitdenkenden Geschwindigkeitsschildern.

Donnerstag, 17. Juli 2008

Estamos aqui I

Estamos aqui en Carrejo, un pueblo muy pequeno en el corazon del norte de Espana. Aqui....ups...entschuldigung, wir sind schon mitten drin im Spanischen.


Also noch mal neu: Wir sind heil angekommen und gluecklich. Soviel vorweg.
Bilbao....etwas Werbung fuer Bilbao:
Eine tolle Stadt! Liebe Menschen, wohin man schaut. Jeder wollte uns helfen und war total nett. Die Stadt selber eine kleine Perle in Nordspanien. Es lohnt sich auf alle Faelle, ein paar Tage hier zu verbringen. Man kann toll bummeln, shoppen, die angrenzenden Staedtchen besuchen und vor allem...Pinchos essen.
Pinchos sind kleine Haeppchen, meist mit Fleisch oder Fisch. Man bestellt gleich ein paar und isst sie mit tollem Rioja-Wein.
Hotel auch gut, soviel dazu...

Jetzt sind wir in Carrejo, in einem traumhaften Landhaus. Auch hier wieder super liebe Menschen, tolles Essen (gestern Abend den Speisesaal nur fuer uns zwei gehabt und ein romantisches Dinner mit Rotwein und Drei-Gang Menu erlebt) und ein rieeeeeesen Apartment.

Manchmal lohnt es sich, in der Reisebranche zu arbeiten. :-)



Zum Wetter: Es ist Nord-Spanien......... das bedeutet, nicht Mallorca.
Draussen geht in diesem Moment die Welt unter. Schweiz gegen Tuerkei(?) war nichts dagegen.
Aber wir haben hier ja einen kleinen Whirlpool und lassen es uns deshalb gut gehen.

Morgen geht es weiter nach Westen. Das naechste Hotel ist bereits gebucht. Mal sehen, was noch so alles passiert.

Zusammenfassung der letzten beiden Tage: Navi funktioniert, auch wenn wir nach Befolgung aller Anweisungen jetzt tot waeren. ("Geradeaus den 300m Abhang herunter")
Auto ist ein Ford Fiesta (passen mit Gewalt zwei grosse Koffer rein)
Kaffee kochen koennen die hier nicht....
Ani hat schon einen neuen Koffer, der erste ist bereits kaputt.
Anmerkung: Wir haetten mit leeren Koffern reisen sollen, die Shopping-Meilen sind einfach zu verlockend. (20 kg Freigepaeck. "Und wohin mit dem 3. Koffer?")

Ab nach Spanien!

Ich und meine Freundin haben eine Tour durch Nordspanien unternommen.
Da wir kabeltechnisch etwas unterbelichtet waren, gibt es die Berichte plus Fotos erst jetzt.

Viel Spaß beim Lesen!